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Schafzüchter

Trefusis


Von Banjo Patersons berühmten Clancy of the Over Flow bis hin zu dem Charakter, den Hugh Jackman in Baz Luhrmanns epischem Film Australia gespielt hat, stellt man sich den australischen Farmer gern als raubeinig, groß und muskelbepackt vor.

Frauen dagegen werden in der Regel als weniger anpackend dargestellt. Was aber viele Menschen nicht wissen, ist, dass zwei der größten Pioniere der australischen Wollindustrie Frauen waren. Elizabeth Macarthur war maßgeblich an der Gründung der australischen Wollindustrie beteiligt und baute eine der ersten Schaffarmen Australiens auf. Sie war eine Vorreiterin im Export von australischer Wolle. Eine weitere Frau, Eliza Forlong, spielte eine wichtige Rolle bei der Einführung von Merinoschafen in Tasmanien und dem Aufbau der Region als eines der besten Wollanbaugebiete der Welt.

(Links) Georgina Wallace von Trefusis.

Auch heute noch spielen Frauen eine wesentliche Rolle in dieser Branche. Sie produzieren die feinste Wolle der Welt, scheren Schafe oder arbeiten als Wollhändlerinnen. Die Wollfrauen sind also nach wie vor gut mit dabei. Für Georgina Wallace ist ein Leben auf dem Land immer selbstverständlich gewesen. Die australische Wollproduzentin ist im Herzen Tasmaniens aufgewachsen, in der Nähe der historischen Stadt Ross. Ihr ganzes Leben lang war sie von Schafen umgeben. Ihre Eltern - Jim und Jo McEwan - hatten vier Töchter, aber es war Georgina, die ihre Berufung bereits in jungen Jahren fand. Heute führt sie gemeinsam mit ihrem Eheman Hamish Trefusis ein 7000 Hektar großes Anwesen in den tasmanischen Midlands.

Als Georgina und Hamish 2007 Trefusis übernahmen und Uplands verkauften, Land das mehr als 23 Jahre in ihrem Besitz war, lag die Messlatte hoch. Georginas Vater hat die Ermenegildo-Zegna-Trophäe für extrafeine Wolle unglaubliche 15 Mal gewonnen. „Ich habe es immer gemocht, auf dem Land und draußen zu arbeiten”, sagt sie. „Mir gefällt die abwechslungsreiche Arbeit – kein Tag ist wie der andere. Manchmal ist es schwierig. An manchen Tagen, wenn der Wind heult oder es schneit, will man nicht rauß, aber ich liebe die Arbeit mit Schafen, besonders mit den Merinoschafen. Ich liebe die Faser einfach. Ich bekomme heute noch einen Kick, wenn ich ein Schafspelz fühle und halte diese Wolle immer noch für etwas echt Besonderes.“

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Wallaces Leidenschaft für die Wollindustrie erwachte in jungen Jahren, als sie auf der Farm aushalf, vor allem in den Schulferien. „Billige Arbeitskraft, nehme ich an“, lacht sie. „Aber auf diese Zeit habe ich mich immer gefreut und ich habe mich schon immer für Schafe und Wolle begeistert. In jungen Jahren war es nicht sehr üblich, Frauen auf Farmen wie die Männer arbeiten zu sehen, aber ich hatte das Glück, dass mein Vater meine Schwestern und mich darin bestärkt hat. Damals studierten nicht viele Frauen Landwirtschaft, aber hätte ich die Chance gehabt, hätte ich das total gern gemacht. Ich finde, dass sich die Unterstützung für Frauen mittlerweile drastisch verbessert hat. Frauen sind genauso kompetent und arbeitsfähig wie ihre männlichen Kollegen. Die Branche ist toll für Frauen geeignet.“ Das wurde ganz besonders 2015 deutlich, als Wallace die erste Präsidentin der Australian Association of Stud Merino Breeders wurde, eine Position, die bis dato nur Männer innehatten.

Der Weg zur Wolle war nicht immer so einfach, wie es heute scheint, und vielleicht wird morgen schon alles wieder schwieriger. Auf dem Land ist man Mutter Natur auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Den einen Moment lächelt sie freundlich, im nächsten Moment zeigt sie sich in ihrer ganzen Grausamkeit. „Viele Menschen glauben nicht, dass es hier in Tasmanien Dürreperioden gibt, aber es gibt sie auf jeden Fall. Wir hatten hier von 2006 bis Ende 2009 eine schwere Trockenzeit. Das war für viele Farmer in dieser Gegend eine sehr harte Zeit. In dieser Zeit beschlossen mein Mann Hamish und ich, dass wir etwas unternehmen müssen, um unsere Farm vor Dürre zu schützen.“

„Für mich ist Wolle so ein tolles, nachhaltiges, sauberes und grünes Produkt, und ich glaube, dass sie deswegen wirklich zukunftsweisend ist.“
Georgina Wallace
Georgina Wallace

Nach monatelanger Planung und Überwindung von Hürden bauten die Wallaces zusammen mit ihren Nachbarn einen 7.000.000 Kubikmeter fassenden Staudamm, der, wie sie stolz sagen, das Problem mit den Dürreperioden sehr gut löst. „Wir haben rund 700 Hektar unter einem zentralen Pivot-Beregnungssystem, das uns Vielfalt erlaubt und uns die Sicherheit gibt, dass wir selbst in trockenen Zeiten für unsere Schafe sorgen können. Das ist ein echter Gewinn für die Farm.“ Neben diesem riesigen Bewässerungsprogramm unternehmen die Wallaces diverse Naturschutzmaßnahmen, mit denen sie sich um die heimische Flora und Fauna auf ihrem Land kümmern. Zu diesem Zwecke haben sie beispielsweise bestimmte Bereiche umzäunt, damit die heimische Vegetation hier in Ruhe wachsen kann.„ Wir haben die Herde verkleinert und achten darauf, dass wir die Schafe nur drei Monate im Jahr dort lassen. Wir wollen, dass die heimische Flora und Fauna gedeiht, und ich denke, dass es für die gesamte Farm wichtig ist, dass wir uns um unser heimisches Land kümmern. Wir haben auch einige Wasserwege und Bäche mit einem Zaun abgesperrt und kümmern uns so um diese Gebiete und deren Vegetation. Wir verfolgen einen ziemlich ganzheitlichen Ansatz für unsere Farm. Man muss sich um alle Aspekte kümmern.“

Wallace sowie Zehntausende andere stolze Schafzüchter in ganz Australien sind wahre Hüter des Landes. Wenn man mit dieser Arbeit seinen Lebensunterhalt verdienen will, muss man nicht nur unermüdlich daran arbeiten, die beste Wolle der Welt zu produzieren, sondern man muss auch dafür sorgen, dass die Schafe glücklich und gesund sind. „Meinem Verständnis nach sind wir die Hüter dieses Landes und wir müssen es für die nächste Generation schützen. Als wir wieder hierher gezogen sind, befand sich die Farm in einem sehr guten Zustand, und das haben wir zum größten Teil der harten Arbeit meiner Eltern zu verdanken. Wir wollen die Farm der nächsten Generation in noch besserer Verfassung übergeben. Ich finde, das sind wir dem Land schuldig. Es ist wirklich wichtig, sich um sein Land und um sein Vieh zu kümmern. Ich zumindest möchte wissen, dass meine Schafe gesund und glücklich sind. Wenn meine Schafe glücklich sind, bin ich auch glücklich. So wollen wir diesen Ort hinterlassen – gesund und glücklich.“

Wie sieht also die Zukunft der Schafzucht aus? Sehr positive, wenn man diese Schafzüchterin fragt. “Für mich ist Wolle so ein tolles, nachhaltiges, sauberes und grünes Produkt, und ich glaube, dass sie deswegen wirklich zukunftsweisend ist. Ich finde, Wolle hat so wunderbare Eigenschaften und sie bietet Modedesignern so viel Abwechslung. Von Kleidung, die man direkt auf der Haut tragen kann, bis hin zu Mänteln – diese Faser ist einfach total vielseitig. Sport- und Freizeitkleidung ist so ein wichtiger Bestandteil unserer Industrie und so ein großes Wachstumsfeld für Wolle, genauso wie andere Punkte, zum Beispiel die Vorteile, die Wolle für Leute mit sich bringt, die unter Ekzemen leiden, besonders Babys und kleine Kinder. Wir leben in sehr spannenden Zeiten und die Zukunft für unsere Branche sieht wirklich gut aus.“

Lisa Griplas has more than ten years experience in the media and communications industry. A journalist by trade, she spent a number of years working at a daily newspaper before moving to The Woolmark Company to take up the role of Global Editor, a title she holds today.