Your browser is not fully supported. Please upgrade your browser.

Skip to main content
Schafzüchter

Bolinda Vale


Im mittleren Westen von New South Wales lebt der australische Merinoschafzüchter in vierter Generation Stuart Watts umgeben von 4500 Morgen Familienland. Sein Anwesen „Bolinda Vale“ liegt am Rande der Kleinstadt Dunedoo und ist – wie bei so vielen Schafzüchterfamilien – seit fast 100 Jahren in Familienbesitz.

(Links) Schafzüchter Stuart Watts. (Rechts) Merinoschaf bereit für die jährliche Schur.

Die australische Wollindustrie ist sehr traditionsreich. Sie ist nicht nur ein wichtiges Fundament der australischen Wirtschaft, sondern auch für verschiedene andere Wirtschaftszweige, z. B. für die Modeindustrie auf der ganzen Welt. Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass das Ausgangsmaterial für den Stoff oder das Garn, aus dem ihr Kleid, ihr Anzug, ihr Mantel oder Pullover hergestellt ist, von dem Rücken eines Merinoschafes aus den ländlichen Regionen Australiens stammt, zum Beispiel aus Dunedoo. Für Watts ist das Leben auf dem Land seine wahre Leidenschaft. Er wuchs auf „Bolinda Vale“ auf und verwaltet seit 25 Jahren gemeinsam mit seiner Frau Lucy das Anwesen. Das Ehepaar Watts sorgt für fast 4000 Merinoschafe und produziert Merinowolle von durchschnittlich 19,5 Mikron, die gut geeignet ist für Stoff, der direkt auf der Haut getragen wird.

Aber die Familie Watts kümmert sich nicht nur um ihre Schafe, sondern pflegt wie alle anderen australischen Schafzüchter auch ganz besonders ihre Umwelt und das Land, auf dem sie lebt und arbeitet. Eine ethisch und ökologisch sensibel arbeitende Landwirtschaft ist für den anspruchsvollen Verbraucher von heute ebenso wichtig wie die Qualität der Kleidung. Seit Generationen beweisen die Produzenten dieser feinen Wolle, wie man auf dem australischen Land wirksam Landwirtschaft betreiben und dabei gleichzeitig die natürliche Umgebung schützen, die ländlichen Gemeinden unterstützen und die Bedürfnisse einer zunehmend umweltbewussten Kundschaft erfüllen kann.

„Die Landwirtschaft ist eine wechselseitige Beziehung, die auf gegenseitigem Respekt basiert“, sagt Watts. „Wenn ich für mein Land und mein Vieh sorge, sorgen die im Gegenzug auch für mich. Seit den frühen 1980er Jahren pflanzen wir auf dem gesamten Anwesen neue Bäume an. Mein Vater hat breite Windschutzstreifen angebaut, die hauptsächlich aus Kurrajongbäumen bestehen.“ Das ist nicht nur gut für die Umwelt, weil diese neu gepflanzten Bäume seitdem weiter gewachsen sind, die Bäume bieten den Schafen auch eine schützende Umgebung, vor allem den Mutterschafen, die ein Lamm werfen.

„Vor zwölf Jahren wurden dann weitere 2000 Bäume angepflanzt. Wir sind gerade damit fertig geworden, die letzten dieser Bäume auf dem gesamten Anwesen zu verpflanzen. Neben dem Nutzen für die Umwelt, für die Schafe und die Rinder haben die Kurrajongs auch den Vorteil, dass man sie stutzen kann. So haben wir in Trockenzeiten ausreichend Futter für die Herde.”

Und Trockenzeiten hat Australien einige erlebt. Die Jahrtausenddürre in den frühen 2000er Jahren hat die meisten Gebiete Südaustralien betroffen und die Landbevölkerung gezwungen, sich innovative landwirtschaftliche Methoden auszudenken. Die Familie Watts hat beispielsweise die Vielfalt ihrer Getreidepflanzen überdacht und achtet sehr darauf, dass sie genug Futter für ihre Schafe speichern kann, falls wenig Regen fällt. „Unsere rote Erde hier hält Wasser nicht besonders gut, deshalb haben wir dafür gesorgt, dass wir auf diesem Weideland eine zusätzliche Wasserquelle haben. Und um während des Jahres Futterengpässe überbrücken zu können, haben wir als wichtigen Bestandteil unseres Jahresprogramms Luzernen und Hafer angebaut.“

„Wenn ich für mein Land und mein Vieh sorge, sorgen die im Gegenzug auch für mich.“

Während man eine Trockenzeit noch managen kann, ist man auf dem Land darüber hinaus noch auf verschiedenste Weise Mutter Natur ständig auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. 2017 brannten im Sir-Ivan-Buschfeuer nicht weit von „Bolinda Vale“ 55.000 Hektar Land nieder. Das Feuer wurde von einem Blitzeinschlag ausgelöst und wütete mehrere Wochen lang. Während viele benachbarte Anwesen in dem Feuer zerstört wurden, blieb „Bolinda Vale“ dank der für das Anwesen günstigen Windrichtung verschont. Nach dem Feuer zeigte sich dann, was die kleine Gemeinde von Dunedoo und Umgebung wirklich draufhat. Alle Schafzüchter schlossen sich zusammen, um denen die unter dem Feuer zu Schaden gekommen waren, zu helfen. “Die Reaktion der Farmergemeinschaft von Dunedoo war von Anfang an einfach riesig. Als das Feuer ausbrach, arbeiteten alle daran, die Häuser, das Vieh und die Farmausstattung zu schützen. Auch nach dem Feuer unterstützte man sich auf verschiedenste Art und Weise. So wurden zum Beispiel landwirtschaftliche Materialien gespendet. Das Vieh der betroffenen Anwesen wurde gefüttert und erhielt Unterschlupf, damit die Betroffenen am Wiederaufbau ihrer Farmen arbeiten konnten.”

Aber der Gemeinschaftsgeist ist nicht nur in Krisenzeiten stark, sondern auch dann, wenn es darum geht, die Gegend von ihrer besten Seite zu präsentieren. Australien produziert zwar die vielleicht beste Merinowolle der Welt, aber da die Mehrheit der Bewohner dieses Kontinents in Küstenstädten lebt, gibt es immer noch viel zu tun, um den Menschen hier eine der wichtigsten Industriezweige des Landes nahezubringen. Deswegen hat die Familie Watts auch ihre alten Schererhütten renoviert und in kleine Unterkünfte umgebaut. „Uns ist es wichtig, die Kluft zwischen Stadt und Land zu überbrücken und die Schererhütten helfen uns dabei. Ein gewisser Prozentsatz an Menschen möchte gern raus aus der Stadt und auf einer Farm arbeiten, vor allem mit ihren Kindern. Auch Besucher aus dem Ausland kommen gern, um das echte Australien kennenzulernen. Wir haben hier so viele wundervolle Touristenattraktionen und historische Städte in der Nähe, für die wir auch wirklich gern Werbung machen.“

Lisa Griplas has more than ten years experience in the media and communications industry. A journalist by trade, she spent a number of years working at a daily newspaper before moving to The Woolmark Company to take up the role of Global Editor, a title she holds today.